Das Wettbewerbsgebiet Inselplatz liegt in direkter Nähe zur Innenstadt von Jena und bildet die Schnittstelle zur Saaleaue und den östlichen Stadtgebieten. Seinen Namen verdankt der Platz der früheren Lage als Insel im Fluss. Heute wird er an drei Seiten von mehrspurigen Verkehrsadern umflossen. Diese Situation ist einerseits eine große Chance für die Entwicklung des Quartiers, andererseits auch eine besondere Herausforderung. So ist das Gebiet hervorragend mit allen städtischen Verkehrsmitteln zu erreichen. Schnellstraßen für den PKW-Verkehr, Straßenbahnen, Busse, wichtige Rad- und Fußwegverbindungen erschließen den Ort. Damit einher geht allerdings auch eine erhebliche Immisionsbelastung, deren Berücksichtigung ein wichtiger Teil der baulichen Planungen sein muss.

Der vorliegende Entwurf interpretiert den Inselplatz als städtischen Raum, der als östlicher Eingang zur Innenstadt zukünftig eine gewichtige Rolle im baulichen und freiräumlichen Gefüge der Stadt Jena spielen wird. Es entwickelt sich hier ein neues Quartier mit einzigartigen Atmosphären und Nutzungsmöglichkeiten, das durch seine Durchlässigkeit in Ost-West Richtung einen wichtigen Trittstein zwischen Innenstadt und Saaleaue sowie den östlichen Stadtgebieten darstellt.


Struktur


Das Gebiet wird durch eine geschlossene, dreigeschossige Bebauung an drei Seiten – im Westen, Norden und Osten – gefasst und so vor der starken Lärmbelastung geschützt. Die erhaltenswerten Teile der vorhandenen Bebauung werden als Fragmente interpretiert, die auch als solche erhalten und qualifiziert werden. Neue Bausteine im Innern werden ebenfalls als Punkthäuser ausgeführt, die dem Quartier Offenheit und Durchlässigkeit verleihen. Die Gebäude stehen somit als „Inseln“ in einem fließenden Platzraum dessen südliche Kante durch die bestehende und geplante Bebauung südlich des Steinweges definiert wird. Die Körnung und Vertikalität der Gebäude ermöglicht unterschiedliche Blickbeziehungen in Richtung Innenstadt, Saaleaue und Umland. Der öffentliche Raum im Erdgeschoss eröffnet vielfältige Nutzungsmöglichkeiten und Wegebeziehungen.


Verkehr


Ein wichtiger Aspekt des Entwurfes ist die Autofreiheit des gesamten Platzraumes. Hierzu wird der ruhende Verkehr konsequent auf die Ebene -1 gelegt. Diese Parkierungsebene versteht sich als Teil des öffentlichen Raumes darüber und ist mit ihm durch Tiefhöfe räumlich verbunden und natürlich belichtet. Eine direkte und qualitätvolle Verbindung der beiden Ebenen ermöglichen offene Treppenanlagen durch die begrünten Höfe. Die Erschließung der Parkierungsebene erfolgt von den Hauptverkehrsstraßen im Westen, Norden und Osten. Die privaten Stellplätze der Bewohner sind direkt über die Kerne der Wohngebäude erschlossen.

Der Durchlässigkeit des Gebietes in Ost-West-Richtung kommt für den Fuß- und Radverkehr von den östlichen Stadtgebieten und der Saaleaue in Richtung Innenstadt eine besondere Bedeutung zu. Die Bus- und Tramhaltestellen im Löbdergraben und Steinweg erschließen den Inselplatz mit dem ÖPNV.


Nutzungen


Das Konzept für die zukünftigen Nutzungen bildet sich grundsätzlich in der Vertikalen ab. Während zum Platz im Erdgeschossbereich vorwiegend öffentliche Nutzungen zu finden sind, entwickeln sich mit zunehmender Höhe halböffentliche und private Nutzungen wie Dienstleistung bis zum 3. OG und Wohnen in den oberen Geschossen der Türme. Die Platzfläche wird bespielt durch aktive Kanten, die vorwiegend mit kleinteiligem Einzelhandel und Gastronomie belegt sind. Zu den stark verlärmten Bereichen im Norden und Osten entstehen Flächen für großflächigen Einzelhandel, die auch direkt mit den Tiefgaragen verbunden sind. Diese können sich über zwei Geschosse im Sockel ausdehnen und verfügen über interne Erschliessungen. Das dritte Geschoss des Sockelbaus wird über die Türme und eine kleinteilige Freiraumstruktur erschlossen und bietet flexible Flächen für Loft-Wohnungen, Ateliers, Büros etc.

Im Erdgeschoss der Türme befinden sich jeweils die Eingänge und Foyers der Nutzungen in den oberen Geschossen. Die Struktur des Gebäudes weist einen hohen Grad an Flexibilität auf und erlaubt eine große Vielfalt von Nutzungen. Grundsätzlich schlagen wir für den nordwestlichen Turm ein Hotel vor, dessen Eingangsbereich und Gastronomie auf Platzniveau liegt. In den anderen Türmen entstehen unterschiedliche Wohnnutzungen. Neben herkömmlichen Wohnnutzungen können betreutes Wohnen und Wohnungen für Studenten angeboten werden. Aufgrund seiner exponierten Lage im öffentlichen Raum sind für den südöstlich gelegenen Baukörper hauptsächlich Büronutzungen vorgesehen.

Die bereits erwähnte Flexibilität generiert sich zum einen aus der neutralen Grundform der Gebäude und zum anderen aus dem mittig liegenden Erschließungskern. Dieser Kern ermöglicht es, die Mantelflächen als Wohnungen, WGs, Hotel, betreutes Wohnen und Büros auszubilden. Fixpunkte bilden neben dem Kern lediglich die vertikalen Versorgungsstränge. Auf Grund dieser wenigen und gleichen Fixpunkte ist es möglich Wohnungen in WGs, in Büros und zurück zu verwandeln. Die Wohngeschosse sind als Vierspänner organisiert. Der Grundtyp ist als großzügige Dreizimmerwohnung konzipiert. Sie lässt durch weg- bzw. hinzuschalten von einzelnen Zimmern zu einer Zwei-, Drei- oder Fünfzimmerwohnung umgestalten. Durch dieses Grundgerüst ist es möglich, während des späteren Planungsprozesses, auf sich ändernde Randbedingungen zu reagieren.


Schnitt A-A M 1:500

Schnitt B-B M 1:500

Lageplan M 1:500

Blick durch das neue Quartier

Blick aus der Stadt kommend

Hochbauliches Konzept M 1:200