Stadtlandschaft B14

Für Stuttgart bietet sich die große Chance, die städtebauliche Struktur der Innenstadt grundsätzlich neu zu denken und einen bedeutenden Teil des belastenden Erbes der »autogerechten Stadt« und die B14 zukunftsweisend umzugestalten: von der trennenden Schneise zu einem aktiven Element im Netz der öffentlichen Räume, von der grauen zur blau-grünen Infrastruktur, vom »Un-Ort« zum »Place-To-Be«, vom Verkehrsraum zum Naturraum, vom Angstraum zum Aktionsraum, von der Asphaltwüste zur grünen Stadtlandschaft …

Der »Grüne Ring«
Die Stadtlandschaft B14 ergänzt das bestehende Freiraumsystem des »Grünen U« zu einem »Grünen Ring«, einem grünen Kontinuum unterschiedlicher Qualitäten mit vielfältigen Beziehungen zu den angrenzenden Freiräumen. Waren es beim »Grünen U« noch Brückenbauwerke, die die trennende Wirkung der Straßen überwanden, wird nun der Straßenraum selbst zum erlebbaren grünen Freiraum. Ermöglicht wird dieser Paradigmenwechsel durch die Halbierung der Verkehrsflächen, neue Formen von Mobilität und städtischem Grün sowie neuen Form der Aneignung von urbanen Freiräumen.

»Querdenken«
Neben dem Ringschluss ist die wesentliche Funktion der Stadtlandschaft B14, Querbezüge in die umgebenden Quartiere zu stärken und die Linearität und Monotonie des Straßenraums mit seiner trennenden Wirkung ins Gegenteil umzukehren. Die unterschiedlichen Qualitäten der angrenzenden Quartiere werden über die neue Stadtlandschaft in Bezug gesetzt, was eine Reaktivierung des raumgreifenden Stadtnetzes ermöglicht.

Die Neue Stadtlandschaft
Die Stadtlandschaft B14 ist eine Sequenz von Freiräumen, deren besondere Eigenschaften sich an den Qualitäten sehr unterschiedlicher Landschaftstypen orientieren. Dadurch entstehen charakterstarke, atmosphärisch dichte Teilräume mit spezifischen Nutzungsangeboten. Die unterschiedlichen Teilkonzepte reagieren programmatisch, räumlich und mit einer differenzierten Anpassung der Grünstruktur auf Potentiale, die die städtische Topographie jeweils anbietet. Der Verkehrsstrom der B14 wird dabei als ein »urbaner Fluss« interpretiert, der sich seinen Weg vom »Gebirge«, durch den »Wald«, durch »Baumwiesen«, »Felder« und »Weiden« bis zu seinem »Delta« bahnt. Umgesetzt als blau-grüne Infrastruktur mit vielfältig erlebbaren, urban transformierten Naturräumen wird Stadtlandschaft so neu interpretiert und eine starke Verbindung zum Neckar geschaffen.

Blau-Grüne Infrastruktur
Im Kontext des Klimawandels werden zunehmende Starkregenereignisse die Gefahr lokaler Überschwemmungen und einer Überlastung des Kanalsystems dramatisch verstärken. Gleichzeitig steigt durch die Zunahme von Hitze und Trockenperioden der Bewässerungsbedarf für die Grünflächen. Nur nachhaltig mit Wasser versorgte grüne Infrastruktur kann auf Dauer einen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas leisten. Entsprechend dem Prinzip der Schwammstadt transformiert Stadtlandschaft B14 die grauen Infrastrukturen der autogerechten Stadt (wie z.B. die Tunnelbauwerke an den Kreuzungen) in Wasserreservoirs, die große Wassermengen aufnehmen, zwischenspeichern und den großen, neu geschaffenen Grünstrukturen zur Verfügung stellen können. Damit wird das Konzept der gesamtgesellschaftlichen Verpflichtung gerecht, Trinkwasservorkommen zu schonen, vor Überschwemmungen zu schützen und gleichzeitig durch grüne Infrastruktur lokal die Biodiversität zu erhöhen und das Mikroklima zu verbessern.

Soziale Infrastruktur
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Stadtlandschaft B14 ist die soziale Infrastruktur in Form von »Follies«. Jeder Folly bietet öffentliche Grundfunktionen und können je nach städtebaulicher Situation individuell programmatisch zusammengesetzt werden: öffentlichen Toiletten- und Duschanlagen, Wickelstationen, Trinkwasserstellen, Fahrradreparatur- und E-Ladestationen, offene Kochstellen und Möglichkeiten zum Foodsharing.