Städtebauliches Konzept
Das Mühlenareal bietet die Chance einer besonderen räumlichen und programmatischen Entwicklung an zentraler Stelle in Bad Liebenzell. Die bisher schmerzlich vermisste freiräumliche Verbindung vom Stadtsee entlang des Lengenbachs hinunter ins Tal zur Nagold wird hergestellt und gleichzeitig das Wohnangebot mit hochwertigen Angeboten erweitert. Das städtebauliche Konzept orientiert sich an der Körnung der Umgebung und entwickelt die Qualitäten des Ortes zu einem charakterstarken Ensemble weiter.
An die südlich gelegene Brandwand des Gebäudes Wilhelmstraße 25 wird in der gesamten Höhe angebaut. In den unteren drei Geschossen liegen öffentliche und private Stellplätze, darüber in einem abgestuften Baukörper Wohnungen. Am gegenüberliegenden Hang vor der St. Blasius-Kirche entstehen drei Wohngebäude, die sich in freier Anordnung mit „Sonnenterrassen“ in die Topografie einfügen. Im Sockel des untersten Gebäudes an der Wilhelmstraße liegen private Stellplätze für diesen Bereich. Das Gebäude Hugo-Mäulen-Str. 12 wird erhalten.
Ein öffentlicher Grünraum zieht sich zentral durch das Gebiet. Die Anschlüsse zum Stadtsee über die Hugo-Mäulen-Straße und zum unteren Teil des Lengenbachs über die Wilhelmstraße werden qualifiziert. Das terrassierte Gelände macht unterschiedliche Angebote für Aufenthalt, Begegnung und Bewegung. Der Lengenbach ist freigelegt und erlebbar und trägt in besonderem Maße zur hohen Aufenthaltsqualität des Ortes bei. Die offene Bebauung am Hang ermöglicht interessante Blickbeziehungen zur Kirche.
Wohnungsangebot
In den drei Gebäuden „Sonnenterrassen“ entstehen insgesamt 18 Wohnungen unterschiedlicher Größe (2-5 Zimmer). Die Lage am Hang und die freie Anordnung der Baukörper ermöglichen einen starken Freiraumbezug für alle Wohnungen und zahlreiche interessante Blickbeziehungen im Gebiet und in die Umgebung.
Die Terrassierung des Südhangs ermöglicht es, dass die Wohnungen in den unteren beiden Wohngeschossen jeweils einen direkten Gartenzugang haben. Darüber sind alle Wohnungen mit Loggien bzw. großzügigen Dachterrassen ausgestattet. Diese Struktur schafft eine große Varianz der Wohnungsgröße und -orientierung, die den Ansprüchen einer heterogenen Bewohnerschaft gerecht wird. In den unbelichteten, in den Hang eingegrabenen Bereichen, befinden sich die Keller der Wohnungen. Zwischen den Gebäuden liegt ein kleiner halböffentlicher Nachbarschaftsplatz.
Über den drei Parkdecks im Süden des Geländes entstehen auf drei Geschossen weitere fünf Wohnungen mit vorgelagerten Terrassen. Von hier aus bieten sich besondere Blickbeziehungen zum Stadtsee, zur Kirche und in die umgebende Landschaft.
Erschließung und ruhender Verkehr
Das gesamte Gebiet ist autofrei. Die Gebäude und Freiräume sind über ein attraktives Wegenetz fußläufig erschlossen. Dieses verbindet zukünftig auch die Ober- mit der Unterstadt.
In zwei Parkierungsanlagen sind die öffentlichen und privaten PKW-Stellplätze untergebracht. Im Sockel der Bebauung „Sonnenterrassen“ liegen 22 PKW-Stellplätze, die als Tiefgarage in den Hang geschoben und direkt von der Wilhelmstraße angefahren werden. Ebenfalls von der Wilhelmstraße erschlossen sind die zwei unteren Parkierungsebenen im südlichen Gebäude mit insgesamt 36 Stellplätzen, davon 27 öffentliche. Die beiden Ebenen sind über eine unter dem terrassierten öffentlichen Freiraum liegende, unterirdische Rampe miteinander verbunden. Das dritte Parkdeck in diesem Gebäude wird direkt von der Hugo-Mäulen-Straße erschlossen und beherbergt weitere 10 private Stellplätze.
Die privaten Fahrradstellplätze liegen jeweils geschützt in der Parkierungsebene am Eingang. Zusätzliche öffentliche Fahrradstellplätze sind im Vorbereich an der Hugo-Mäulen-Straße angeordnet.
Freiraum und Ökologie
Die starke Topografie ist das herausragende Charakteristikum des Gebiets, dass besondere Qualitäten für die Bebauung und die Freiräume bietet. Über die Terrassierung entsteht eine räumliche Differenzierung, die Orte mit sehr unterschiedlichen Talenten und Atmosphären schafft. Entlang der öffentlichen Wegeverbindung werden Angebote für Spielen, Sitzen, Liegen u.a. gemacht. Der Lengenbach ist zugänglich und stellt eine besondere Attraktion dar.
Das Konzept ermöglicht große zusammenhängende Grünflächen mit hoher ökologischer Qualität, die auch einen wichtigen Baustein für die Biotopvernetzung bilden. Die Vegetation in Verbindung mit dem Bach schafft ein angenehmes Mikroklima, dass auch an heißen Sommertagen den Aufenthalt im Freien ermöglicht. Das Regenwasser wird oberflächig und erlebbar geführt und zeigt so einfache natürliche Prozesse wie Fließen, Einstauen und Versickern als Teil einer Stadtnatur, die nah an natürlichen Systemen gebaut wurde.
Die neuen Gebäude werden nach höchstem ökologischem Standard umgesetzt. Dies bezieht sich sowohl auf den Einsatz nachhaltiger Baustoffe als auch auf das Energiekonzept.
Bauweise und Wirtschaftlichkeit
Die Häuser haben alle einem in den Hang geschobenen Betonsockel. Die darüber liegenden Geschosse werden in Holz-Hybrid-Bauweise mit Holzfassade errichtet. Die Grundstruktur der drei nördlichen Gebäude ist gleich und ermöglicht bei durchgängiger Konstruktion und Leitungsführung ein hohes Maß an Flexibilität in der Grundrissgestaltung. Gleiches gilt für die Wohngeschosse auf den Parkdecks im südlichen Gebäude. Durch die Anordnung der Parkierungsanlagen und die Höhenstaffelung der Gebäude bleibt der Eingriff in das bestehende Gelände vergleichsweise gering. Insgesamt ermöglicht das Konzept eine sehr wirtschaftliche Umsetzung.